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Sexuelle Verantwortung

Wer ist für meine sexuelle Erfüllung eigentlich zuständig?

In unserem Kulturkreis ist Monogamie die verbreitetste und allgemein anerkannteste sexuelle Beziehungsform. Wir entscheiden uns für eine Person, die gut zu uns zu passen scheint, und möchten mit dieser auch langfristig unsere Sexualität erleben. Oft verlieben wir uns dann in diese Person und gehen eine feste Partnerschaft ein. 

 Jetzt kann es allerdings passieren, dass sich mit der Zeit unsere Bedürfnisse verändern und auseinander entwickeln. Der eine Partner möchte mehr Sex, der andere weniger, die Vorlieben gehen in unterschiedliche Richtung oder einer hat überhaupt kein sexuelles Interesse mehr am anderen. Aus irgendeinem Grund hat man jedoch die ganze Verantwortung für seine eigene Sexualität und Erfüllung der Bedürfnisse auf diese andere Person übertragen. Wir haben uns quasi abhängig von dieser Person gemacht und diese kann oder will jetzt unsere sexuellen Bedürfnisse nicht (mehr)  oder nicht vollständig erfüllen.  Wir sitzen nun zunächst auf dem Trockenen und fangen an, unter unseren unerfüllten Bedürfnissen zu leiden.

Was tun?

Spoileralarm! Deinen Partner oder deine Partnerin zu drängen oder gar zu zwingen SEINE / IHRE Sexualität zu ändern, um deine Bedürfnisse zu erfüllen, ist nicht zielführend. Respektiere bitte, wenn dein Partner/deine Partnerin andere Bedürfnisse hat und deine nicht erfüllen kann oder mag. Er oder sie ist eine eigenständige Person, kein Roboter oder Servicepersonal und es ist sein/ihr gutes Recht andere Bedürfnisse zu haben und deine nicht erfüllen zu wollen oder können. Genauso wie auch deine Bedürfnisse zu respektieren sind. 

Dem Partner immer wieder zu sagen, was er denn in deinen Augen falsch macht oder besser oder anders machen soll oder ihm/ihr Dinge abzuverlangen, die er oder sie eigentlich nicht möchte, führt nur dazu, dass jegliches Vertrauen in der Beziehung zerstört wird und jegliche Zuneigung im Keim erstickt wird. Es würde also alle Aspekte der Liebesbeziehung gefährden, nicht nur den sexuellen Anteil. Das ist somit ebenfalls keine Lösung. 

Was denn dann?

Übernimm die Verantwortung für deine Sexualität wieder selbst!

Es ist dein Körper, deine Bedürfnisse, dein Leben und somit deine Verantwortung, dass es dir gut geht. Du besorgst dir doch auch etwas zu Essen oder Trinken, wenn du Hunger oder Durst hast und gehst schlafen, wenn du müde bist. Es ist nicht die Aufgabe deines Partners oder deiner Partnerin, für deine Bedürfnisse die volle Verantwortung zu übernehmen. Diese(r) ist für sich selbst verantwortlich und hat damit genug Arbeit. 

Das heißt nicht, dass du nun nicht mehr auf die Bedürfnisse des/der anderen achten sollst, diese nicht mehr respektieren sollst, sie nicht mehr erfüllen darfst oder es keine gemeinsame Sexualität mehr geben soll. Es heißt nur, dass niemand etwas tun MUSS, nur damit die Bedürfnisse eines anderen erfüllt werden. Aber man DARF. Ihr dürft als Paar gemeinsam Sexualität erleben und gemeinsam Wege finden euer beider Bedürfnisse gegenseitig zu erfüllen. Genauso wie einer für den anderen ein schönes Gericht kochen darf oder ihn mal zu Bett tragen darf. Aber eben immer auf freiwilliger Basis und ohne euch gegenseitig die volle Verantwortung für die eigenen sexuellen Bedürfnisse aufzubürden. 

Und wie geht das jetzt?

Wie übernimmt man denn die Verantwortung für die eigene Sexualität wieder selbst?

Ein wichtiger Teil deiner Verantwortung für deine Sexualität besteht zunächst daraus, klar zu erkennen und zu wissen, was denn deine genauen Bedürfnisse und Vorlieben überhaupt sind, was du wirklich brauchst, was du magst und was nicht. 

Sexualität besteht aus sehr vielen Aspekten. Brauchst du beispielsweise mehr emotionale Zuneigung, mehr körperliche Nähe, hast du spezielle sexuelle Vorlieben und so weiter.  Diese Antworten wirst du nicht in ein paar Minuten finden und sie werden sich im Laufe deines Lebens verändern. Es ist also eine Daueraufgabe regelmäßig zu reflektieren, in sich hineinzufühlen, sich auszuprobieren und zu erkennen, wie man selbst funktioniert, was man braucht und mag. 

Wenn du erkannt hast, wie deine Bedürfnisse genau aussehen, besteht ein weiterer Teil deiner sexuellen Verantwortung daraus, Möglichkeiten zur Erfüllung deiner Bedürfnisse zu finden. Hier steht dir die ganze Welt offen und es gibt immer mehrere unterschiedliche Arten, wie man ein Bedürfnis erfüllen kann. Diese müssen nicht immer von einer einzigen Person abhängig sein, müssen nicht automatisch ein Beziehungsende bedeuten und manchmal braucht es nicht mal einen anderen realen Menschen. "Think outside the box!" Schränke dich nicht selbst durch dein bisheriges Verhalten und deine bisherigen Erfahrungen ein, sondern überlege dir, wie du denn eventuell auf andere Art dein Bedürfnis erfüllen kannst. 

Ein dritter wichtiger Teil deiner Verantwortung ist, dass du klar und deutlich kommunizierst, welche Bedürfnisse du wie erfüllen möchtest. Du darfst dich trauen, zu all deinen Bedürfnissen zu stehen. Sie sind alle richtig und wichtig. Wenn du nicht zu ihnen stehst, können sie nicht erfüllt werden. Nichts und niemand kann in dich hinein sehen, um zu erraten, was du brauchst und möchtest. Natürlich musst du solch private Informationen nicht jedem erzählen, aber selbst Google braucht ein paar Hinweise, um für dich das richtige Ergebnis zu liefern. 

Und die Liebe?

Nur, weil zwei Menschen in einem Teilaspekt des Lebens und der Beziehung nicht mehr 100 % übereinstimmen, heißt das nicht, dass man den anderen nicht mehr liebt oder die Beziehung aufgelöst werden muss. Hat aber einer der beiden ein unerfülltes Bedürfnis, nagt es so lange an ihm, bis es durch die Stimmungsänderung auch auf andere Teile der Beziehung Einfluss nehmen wird. Verantwortung für seine sexuellen Bedürfnisse zu übernehmen, heißt also auch Verantwortung für eine funktionierende Beziehung zu übernehmen.

Wenn du weißt, wie deine Bedürfnisse genau aussehen, kannst du mit deinem Partner oder deiner Partnerin über mögliche Lösungen reden. Wenn du bisher nicht offen und klar kommuniziert haben solltest, wie deine Bedürfnisse aussehen, hatte dein Gegenüber möglicherweise nie eine Chance sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Vielleicht habt ihr beide ja dasselbe Bedürfnis oder dieselben Vorlieben, aber habt sie nie geäußert und konntet sie somit beide nie erfüllen? Das wäre doch schade. Vielleicht hat dein Partner oder deine Partnerin ja auch alternative Ideen, wie du oder ihr deine Bedürfnisse erfüllen könnt, ohne euch gleich trennen zu müssen?  Es ist schließlich nur ein Teil eurer Beziehung und sagt nicht unbedingt etwas über den Rest eurer Beziehung aus. Es wäre allerdings sehr unfair, wenn dein Partner oder deine Partnerin nicht mal weiß, dass dir etwas fehlt und du ihm/ihr die Verantwortung dafür gibst, weil du die Verantwortung für deine Bedürfnisse nicht selbst übernimmst. 

Oft gibt es auch Möglichkeiten, die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, in welche der Partner nicht aktiv eingebunden werden muss. Sind grundlegende Bedürfnisse erfüllt, wird aber der ganze Mensch ausgeglichener, wodurch auch die ganze Beziehung wieder besser läuft. Nicht selten bessert sich dann auch der sexuelle Anteil der Beziehung wieder. 

Und wenn dein Partner oder deine Partnerin alle dir bekannten Möglichkeiten blockiert, dir so langsam nichts mehr einfällt und du weiter unter deinen unerfüllten Bedürfnissen leidest und dich im Kreis drehst? 
Dann kümmere dich um deine Bedürfnisse, indem du dir Unterstützung holst. Du solltest es dir wert sein. Ich begleite dich gerne und bringe ein bisschen frischen Wind in dein Gedankenkarussell. 

 

Es liegt also an dir, ob deine Sexualität erfüllt ist oder nicht. Mach was draus!

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